Table of Contents Table of Contents
Previous Page  10 / 60 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 60 Next Page
Page Background

4

Rudolf Lenz,

[4

Einleitung.

§

2. Zm· Zeit der Eroberung fanden die Spanier in ganz

Chile von Coquimbo im Norden bis Chiloé im Süden als Haupt–

stamm der Bewohner ein kriegerisches Indianervolk vor, das man

einfach in seiner Gesamtheit als

Indios de Chile

bezeichnete. Der

Name Araukaner, der durch

ERCILL.AS

Epos früh zu europaischer

Berühmtheit gelangte, bezog sich ursprüng·Iich nur auf die Be–

wohner der Gegend von

A.ra~

co; ~t ª'b~r pespn<;ler~

seit der Zeit

der Befreiungskriege auf die gesamte indianische Bevolkerung

angewandt worden. Das ,Vqlk.

se~bs.t ~an;n.t~

u.nd

_nennt sich im

allgemeinen

Mapu-che

(die Lente des Landes). Nordlich von

Coqtúmbo bis an und in die Wüste Atacama sassen teilweise

andere Stamme, über die wir wenig wissen und die wir, ebenso

wie die Küstenbevolkerung der

Changos,

die sich von Tarapacá

bis in die Nahe von Arauco erstreckt haben soll, beiseite lassen.

Ihre Sprachen sind so gut wie unbekannt. Dageg·en ist es

wichtig zu wissen, dass die nordliche Halfte des Landes bis zuro

Maule

(etwa 35

o

s. Br.) wenige Jahrzehnte vor der spanischen

Eroberung von dem damals gerade in Perú herrschenden Stamme

der

Inkas,

deren bevorzugte Landessprache das Quichua oder

Keshua war, unterworfen worden war. Der Einflnss der Inkas

auf die Mapuches war um so starker, je weiter wir nach Norden

gehen, um so gering·er, je mehr nach Süden. Die rebellischen

oder nicht unterworfenen Stamme Chiles nannten die Inkas mit

dem Namen

Aulca,

d. h. Rebellen, Feinde, der also nicht als

Volksname zu verstehen ist.t) Der Kultureinfluss der Keshuas

hat, wie das zu erwarten, im Worterbuch cler Mapuches seine

deutlichen Spuren hinterlassen, so dass von den 121 ins chilenische

Spanisch gedrung·enen Keshuaworten 22 auch im Mapuche nach–

weisbar sind. In der heutigen Sprache der chilenischen Indianer

haben sich noch eine ganze Anzahl weiterer peruanischer Lehn–

worte erhalten, und manche sind nicht nur bis nach Chiloé,

sondern durch Vermittelung der lVIapuches bis zu den Tehuelchen

des südlichen Patagoniens vorgedrungen, in Gegenden, die nie

ein Unterthan des Inka betreten hat.

1 )

Vgl. meine Kritik der Langue Auca des Herrn Dr. jur. Raoul de la

Grasserie. Eine Warnung

für

Amerikanisten. Sep.-Abdr. aus , Ve1·handhmgen

des Deutschen Wissenschaftlichen Vereins zu Santiago de Chile. Bd. IV."

Valparaiso

1898.