Sonderdruck aus der
Zeitschrift für Ethnologie
74. Jahrgang
l. Abhandlungen und Vortrage.
Klassifikation der südamerikanischen Sprachen.
Von
Cestmír Loukotka.
l.
E i n l e i t u ng.
Die vorliegende Arbeit, die in der dritten Amgabe erscheint, ist eines
der
Ergebnis~e
meiner vergleichenden Studien, die südamerikanische Lin–
_guistik betreffend. Es sind hier fast alle Sprachen und Dialekte behan–
delt, von welchen es mir moglich war, zuverliissiges Material zu
be~chaffen,
und auch solche Sprachen sind hier eingereiht, über welche es kein Ma–
terial gibt oder das Matuial jetzt schwer zu beschaffen ist, welche also bis
hEu te ganz unbekannt geblieben sind. Es ist selbstverstiindlich, daB solche
Sprachen, die ohne jedes Material, nur auf Grund der Angaben vo,n Reisen–
·den, Naturforschern, Missionaren, Chronisten usw. klassifiziert wurden, auch
nicht immer ganz richtig eingereiht sind. Daraus ergibt sich, daB manche
Sprachen, über die spiiter noch irgend ein linguistisches Material erscheint,
<dann besser und natürlich auch richtiger behandelt werden konnen. Viele
Sprachen bzw. Dialekte sind hier zum ersten Male ldassifiziert oder ein–
gereiht worden. Ermoglicht wurde mir dies nur auf Grund handschrift–
licher Angaben und eines noch nicht ve'rofftmtlichen Materials.
Mit auBerordentlichem Entgegenkommen haben mir viele Forscher
ihre Notizen zur Verfügung gestellt, und es ist für mich eine liebe Pfl.icht,
.an dieser Stelle all en
die~en
Herren, besonders aber H. Curt Nimuendajú,
Dr. Paul Rivet, Dr . Walter Krickeberg, Dr . Alfred Métraux, Dr . Canals
Frau,
R.
P. Marcelino de Cattellví, ·Dr. Antonio Serranq,
R.
P. Constant
Tastevin u . a. nochmals meinen besten Dank auszusprechen.
Eine der groBten Schwierigkeiten der südamerikan.ischen Sprach–
wissenschaft bleiben immer die sog. Mischsprachen; hierzu tritt die Un–
gewiBheit über den Ursprung einiger Volker; auch sie war stets die Ur–
sache vieler Irrtümer und mancher Schwierigkeiten. Hier lege ich nun
-einen Versuch vor, diese Lücke zu füllen. Auf Grund der eigenen Methode
eines schematischen Worterverzeichnisses glaube ich jetzt auch die Misch–
·sprachen richtig eingereiht zu haben . Dieses Worterverzeichnis besteht aus
45 typischen Wortern als Illustra
tion zujeder Sprache. Nach der Zahl von
fremdsprachigen Elementen si11fl
du.nnalle bekannten
~üdamerikani~chen
Sprachen bewertet . Wo die
Menge von fremden Wortern verhaltnis–
maBig groB ist, bediene ich mich des Terminus ,Einschlage", wo
~ie
nur
gering ist, , Sp
uren". Und wenn bei irgendeiner Sprache die Zahl der
sichergestellten
fremd.enElemente ein Fünftel der 45 typischen Worter
übersteigt, hab
e ich jedesolche Sprache ,Mischsprache" genannt und sie
.selbstandig im Rahmen der betreffenden Sprachfamilie behandelt.
Zeitschrift für Ethnologie.
Jahrg. 1942.
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