Einleitung.
Als Cristóbal Colón die Reise antrat, die zur Entdeckung Amerikas
führte, hatte er keinen Geistlichen an Bord als Messepriester und
Beichtvater für seine Matrosen oder als Missionar für die Heiden,
wohl aber Beglaubigungsschreiben der Katholischen Herrscher für ihn
bei ostasiatischen Potentaten und zwei Personlichkeiten, denen man
Dolmetscher-Dienste zugetraut zu haben scheint, Rodrigo de Jerez
aus Ayamonte und den getauften J uden Luis de Torres aus Murcia,
welcher sagte, da.B er Hebraisch, Chaldaisch und etwas Arabisch
verstehe.
1)
Als diese beiUen dann spater von Colón in das Innere
Cubas geschickt wunden, um als spanische Gesanctte mit den ver-
muteten Ostasiaten i
ung zu treten, brauchten sie sich weiter
keine Mf he zu gebe!\ m
prachkund.ige in J.ratigkeit zu treten,
und machten auch gar keine Versucñ; denn die Unterhaltung führte
ein ihnen mitgegebener :Cucayo aus Guanahaní, der sich mit den
Cibonéyes von Ost- uoa verstandigen konnte.
Mit den auf dieser ersten Reise anfgegriffenen und von Colón
als Muster nach Spanien mitgeführten Eingeborenen wurden Sprach–
studien getrieben, um sie als Dolmetscher auszubilden. Petrus Martyr
hat vermutlich diesem Unterricht der Indianer nahe gestanden.
2 )
Mit
Hilfe dieser Dolmetscher, soweit sie noch lebend wieder zurückkamen,
und aus anderen Erfahrungen erkannte man dann wahrend Colón's
zweiter Reise, daB über die gefundene Inselwelt hin zwei Hauptsprachen
herrschten, die eine auf den Bahamas und den Gro.Ben Antillen, die
andere auf den Kleinen Antillen. Zwar waren innerhalb dieser Sprachen
Dialekte vorhanden, gegenseitig schwer oder nicht verstandlich. So
gab es auf Haití deren drei, - wenn nicht Sprachen, da sich
karaibische
Ein:fl.üsseschon auf der Insel geltend gemacht hatten, -
1 )
Navarrete I, 198, 202; Las Casas, Hist. I, 327, 331. - Der Professor an
der Harvard University Leo Wiener hat in seinem Buch ,,Africa and the Discovery
of America" (Philadelphia 1920) I, 31, dem Rodrigo de Jerez die Kenntnis des
Mandingo zugeschrieben; auf Grund welcher Quellen, ist unersichtlich.
2 )
Petrus Martyr (As.) I, 75, 88; Muñoz p. 198-199.